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Epilepsie und Reisen

Eine Pause vom Alltag ist von enormer Bedeutung für körperliche und seelische Gesundheit. Das gilt auch für Menschen mit Epilepsie. Urlaube und Reisen sind die beste Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen, den Stresspegel herunterzufahren, damit Körper und Seele sich erholen können. Dennoch stellt einen eine Reise immer vor Herausforderungen. Viele Epilepsie-Patienten sorgen sich, dass die Vorbereitung einer Reise, vor allem einer Fernreise, zu einer Belastung werden kann, die sich negativ auf die Epilepsie auswirkt. Um Stressfaktoren zu minimieren, sollte der Urlaub langfristig geplant und gut vorbereitet sein. Vorteilhaft durch weniger Hektik kann das Verreisen in der Nebensaison sein. Aber auch in der Hauptreisezeit kann eine sorgfältige Vorbereitung für einen entspannten und glücklichen Urlaub sorgen.

Es ist ratsam, sich rechtzeitig vor der Reise um den Internationalen Epilepsie-Notfallausweis (IENA) zu kümmern, der hier heruntergeladen werden kann. Dieser sollte über die gesamte Reisedauer für Außenstehende leicht auffindbar am Körper getragen werden.

Ein paar hilfreiche Reisetipps:

  • Reise langfristig und gut planen.
  • Die Reiseplanung mit dem Arzt besprechen, insbesondere bei Fernreisen mit Zeitumstellung.
  • Ausreichenden Vorrat an Medikamenten mitnehmen.
  • Medikamente sicherheitshalber auf mehrere Gepäckstücke verteilen.
  • Genügend Medikamente im Handgepäck mitnehmen.
  • Medikamente immer in Originalverpackung mitnehmen, um den optimalen Schutz zu gewährleisten und im Notfall schnell Ersatz zu bekommen.
  • Eine Bestätigung des Neurologen über die Notwendigkeit der Präparate für etwaige Zollkontrollen.
  • Über notwendige Impfungen rechtzeitig informieren und mit dem Neurologen besprechen.
  • Bei der Fluggesellschaft über die Anforderung eines ärztlichen Attests der Flugtauglichkeit informieren.
  • Adressen von Fachärzten/Kliniken vor Ort recherchieren.
  • Internationalen Epilepsie-Notfallausweis (IENA) mitführen.

Epilepsie und Fliegen

Es ist für viele Menschen eine besondere Erfahrung, auf Fernreisen neue Länder und Kulturen zu entdecken. Auch mit Epilepsie muss man auf Flug- und Fernreisen nicht verzichten.

Wichtig ist die rechtzeitige Information über die Anforderungen der entsprechenden Fluggesellschaft. Die meisten Fluggesellschaften verlangen ein ärztliches Attest, das Angaben zum Anfallstyp, zu Medikamenten sowie ggf. zur Notwendigkeit von Begleitpersonen enthält. Einzelne Gesellschaften verlangen auch eine spezielle Bescheinigung zur Flugtauglichkeit.

frau mit epilepsie laeuft mit koffer am flughafen

Bei Fernreisen ist besonders darauf zu achten, dass sich durch die Zeitverschiebung der Schlaf-Wach-Rhythmus ändert. Dies bezieht sich nicht nur auf den Flug selbst, sondern betrifft meist auch die folgenden zwei bis drei Tage. Wann immer möglich, sollte man seinen normalen Rhythmus nicht abrupt umstellen und frühzeitig gemeinsam mit dem Neurologen einen Plan für die Umstellung des Schlafrhythmus und der daran angepassten Medikamenteneinnahme erstellen. Bei einer geringen Zeitverschiebung von ein bis zwei Stunden können die Medikamente entsprechend der Heimatzeit eingenommen werden. Eine Uhr, die auf der Heimatzeit eingestellt bleibt, erleichtert dabei die zeitgenaue Einnahme. Alternativ kann der Handyalarm oder die Erinnerungsfunktion eines Smartphones an die pünktliche Tabletteneinnahme erinnern.

Bei Reisen in Länder mit größerer Zeitverschiebung empfiehlt es sich dagegen, die Einnahme der Medikamente an die Zeitverschiebung — in vorheriger Absprache mit dem Neurologen — anzupassen.

Grundsätzlich wird die Medikamenten-Dosis erhöht, wenn sich der Reisetag verlängert und die Dosis verringert, wenn sich der Reisetag verkürzt. Hierbei können folgende Formeln hilfreich sein: 

Zusätzliche Dosis:
Anzahl „gewonnener“ Stunden / (24 x Tagesdosis)

Verringerte Dosis:
(24 – „verlorene“ Stunden) / (24 x Tagesdosis)

Am Folgetag können die Medikamente zur Ortszeit am Urlaubsort eingenommen werden. Beim Rückflug muss die entgegengesetzte Dosisanpassung erfolgen.

Für manche Epilepsie-Patienten empfehlen Neurologen die zusätzliche Einnahme eines Notfallmedikaments am Reisetag, um einen Anfall während des Fluges zu vermeiden. Dieses Vorgehen darf nur in Absprache mit einem Neurologen erfolgen.

Medikamentenmitnahme

Es ist empfehlenswert, einen ausreichenden Vorrat der benötigten Medikamente mitzunehmen. Informieren Sie sich über die Einfuhrbestimmungen für Medikamente Ihres Reiselandes und führen Sie ein Schreiben des Arztes mit Einzelheiten des Krankheitsbildes, der verordneten Medikamente sowie Dosis mit sich, um Probleme bei der Einreise oder Kontrollen an Flughäfen zu vermeiden. Nicht alle Medikamente sind im Ausland erhältlich und unterschiedliche Handelsnamen und Verpackungen können zu Verwechslungen und Problemen führen. Daher sollten die Medikamente in den Originalverpackungen belassen werden. Zusätzlich bieten diese einen optimalen Schutz vor Feuchtigkeit oder Verunreinigungen. Alternativ bietet sich ein wasser- und luftdichter Medikamentenspender an. Für den Fall eines Gepäckverlustes empfiehlt es sich, die Medikamente auf mehrere Gepäckstücke zu verteilen und im Handgepäck mitzuführen.

Essen und Trinken

Vor allem bei Reisen in warme Länder besteht die Gefahr einer Dehydration durch Flüssigkeitsmangel. Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszuführung und darauf, immer Trinkwasser mit sich zu führen. Genauso wichtig ist regelmäßiges Essen, da eine Unterzuckerung die Anfallsgefahr erhöhen kann. Bei langen Reisen ist auf ausreichend Proviant zu achten. Alkohol kann die Wirkung von Antiepileptika beeinträchtigen. In warmen Gebieten kann Hitze eine zusätzliche Gefahr darstellen, da diese die Wirkung von Alkohol verstärkt. Mehr Informationen zum Thema „Alkohol und Epilepsie“ gibt es hier.

Durchfall und Erbrechen beeinträchtigen die Medikamentenaufnahme über den Darm in den Körper. Ungewohntes Essen oder unzureichende hygienische Verhältnisse können schnell zu Magen-Darm-Problemen führen. In manchen Ländern ist davon abzuraten, Salat, rohes Gemüse, ungeschälte Früchte, rohe oder halbgare Fleischwaren, Milchprodukte oder Eiscreme zu verzehren, oder sich die Zähne mit Leitungswasser zu putzen. Selbst bei europäischen Reisen empfiehlt es sich, sich vorzeitig über die Trinkwasserqualität am Urlaubsort zu informieren.

Das Vorgehen bei Magen-Darm-Problemen sowie entsprechende vorbeugende oder im Akutfall einzunehmende Medikamente sollte schon vor der Reise mit einem Arzt abgesprochen werden. Bei langanhaltenden Beschwerden sollte ein Arzt vor Ort aufgesucht werden.

Impfungen

Bei Fernreisen kann es vorkommen, dass spezielle Impfungen erforderlich sind. In der Regel können Epilepsie-Patienten die für die Reise empfohlenen Impfungen wahrnehmen. Allerdings sollten Impfungen nicht während einer Therapieumstellung oder bei schwerer Krankheit erfolgen. Grundsätzlich sollten alle erforderlichen Impfungen mit dem Neurologen im Hinblick auf unerwünschte Wechselwirkungen oder eine verstärkte Anfallsgefahr besprochen werden. Weitere Informationen zum Thema Impfen finden Sie hier.

Aktivurlaub

mann mit epilepsie beim rad fahren

Freizeitaktivitäten und Sport sind für viele besonders im Urlaub wichtig. Sie bieten eine wunderbare Möglichkeit, Länder und Gegenden zu erkunden. Bei Anfallsfreiheit bestehen kaum Einschränkungen und auch für nicht anfallsfreie Epilepsie-Patienten ist die Ausübung vieler sportlicher Aktivitäten möglich. Es sollte jedoch unbedingt darauf Acht gegeben werden, sich nicht zu übernehmen und Überanstrengung zu vermeiden, vor allem in Kombination mit extremen Temperaturen. Grundsätzlich gelten im Urlaub die gleichen Sicherheitsvorkehrungen wie Zuhause. Beim Fahrradfahren sowie dem Fahren elektronischer Fortbewegungsmittel wie Segways, Roller oder Quads sollte immer ein Helm getragen werden. Bei Sportarten wie Skateboarding, Inline-Skating oder Wintersportarten sollte neben einem Helm auf Protektoren zum Schutz der Ellenbogen, Knie, Handgelenke und gegebenenfalls des Rückens geachtet werden.

Im Straßenverkehr, öffentlichen Nahverkehr und in der Nähe von Gewässern oder offenen Feuern sollte immer ausreichend Abstand zu den Gefahrenquellen gehalten werden. Bei Wanderungen oder Bergtouren sollten befestigte Wege bevorzugt und die Nähe zu Klippen oder steilen Abhängen vermieden werden.

Beim Schwimmen und Wassersport sind besondere Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:

  • Immer gemeinsam mit einem erfahrenen Schwimmer ins Wasser gehen
  • Möglichst nur in einem Schwimmbecken (Pool) schwimmen
  • Im Zweifelsfall eine Schwimmweste tragen
  • Bademeister oder Aufsichtspersonen informieren
  • Bei häufigen Anfällen im Nichtschwimmerbecken bleiben
  • Tauchen ist nur bei jahrelanger Anfallsfreiheit und mit einer entsprechenden ärztlichen Bescheinigung erlaubt
  • Bootsfahrten nie allein unternehmen

Mehr Tipps und Informationen zum Thema gibt es unter „Sport und Epilepsie“.